Alwin

Am 29.07.2021 bekam unsere Conny von Dr. Claudia Ruf, der Vorsitzenden des Tierschutzverein Zwickau und Umgebung, eine erschütternde E-Mail. Anwohner hatten ihr gemeldet, dass ein Mann einen 3 Jahre alten Bullen besitzt, welcher oft muhte und nur an einer Kette lebte. Kettenhaltung! Erst einmal nichts Außergewöhnliches bei Kleinbauern. Allerdings wurde mitgeteilt, dass dieser Bulle nur noch ein trauriger Abklatsch seiner selbst sei und er in einem kleinen "Hasenstall"-Abteil ganz einsam und allein sein Leben fristet. Wie ihr ja wisst, sind Kühe sehr soziale Herdentiere, welche mit Einzelhaltung überhaupt nicht klarkommen. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass der Bulle den halben Tag nach Gesellschaft rief. Conny setzte sich sofort in ihren roten Flitzer und traf sich mit Claudia im Ort. Gegen alle Warnungen, da der Mann angeblich "aggressiv" sei, fuhr sie zu dem besagten Hof. Sie nahm all ihren Mut und Diplomatie zusammen und schaffte es, den Bullen freizukaufen. Es war glücklicherweise gerade Coronazeit und der Besitzer konnte durch verschiedene Probleme keinen Schlachttransport organisieren. Somit konnte Conny den Bullen, der schon Alwin hieß, sofort freikaufen. Als sie dann in den Stall zu Alwin ging, tat sich der gesamte Abgrund der Verwahrlosung auf. Alwin stand "knöcheltief" im Mist und aus der ehemaligen Wand klaffte das blanke Mauerwerk. Warum? Weil Alwin aufgrund von Mangelernährung und Unterversorgung den Kalk aus dem Putz zwanghaft rausleckte! Die Klauen hatten sich zu "Elfenschuhen" verformt und die Kette, die er trug, war schon ca. 3,5 cm tief oberhalb seines Halses  eingewachsen! Auch seine Statur war komplett untypisch für sein Alter. Alwin war nicht nur seelisch, sondern auch körperlich vollkommen verkümmert! Acht lange Tage vergingen ab dem Freikauf, bis wir ihn endlich aus seinem "Hasenstall" abholen durften. Die Fahrt ging sofort in die Tierklinik Leipzig, wo uns die Mitarbeiter schon erwarteten. Dort wurde er umgehend tiermedizinisch versorgt. Die Klauen wurden 2 mal geschnitten (es konnte nicht mit einem Mal so viel weggenommen werden, da er sonst hätte nicht mehr laufen können) und die zusätzliche Nährstoff - und Flüssigkeitszufuhr wurde eingeleitet. Auch die Wunde, wo die Kette eingewachsen war, wurde behandelt. Glücklicherweise nun schon ein paar Jahre her und Alwin hat sich von seinem früheren Leben, so gut es eben geht, erholt. Die Wunden, seelisch wie körperlich, sind durch die Liebe und Fürsorge der Glücksherde, ganz besonders durch Sonnenscheinchen Conny-Bonny, nahezu verheilt. Allerdings wird Alwin ein Leben lang mit den Spuren der Vergangenheit kämpfen müssen. Er wird nie in seinem Leben, aufgrund seiner Klauenprobleme, ein normales, rindertypisches Gangbild entwickeln. Auch, dass sein Kopf weiter unten hängt, ist auf die Kettenhaltung und das Einwachsen der Kette zurückzuführen. Nach 3 Jahren in der Glücksherde können wir aber sagen, dass er bei sich angekommen ist. Er hat das Verhalten in einer Herde vor allem durch unsere Carmen beigebracht bekommen und hat sich komplett in die Rangordnung eingegliedert. Durch diese Eingliederung hat er den Umgang mit anderen Rindern und auch mit uns als Menschen gelernt. Anfangs hat er uns nämlich leider ein wenig über- und sich selbst unterschätzt, wodurch es mehrfach zu "aufregenden" Situationen gekommen ist. Mittlerweile hat er aber gelernt, sich an Regeln zu halten und respektiert auch unsere Grenzen. Auch mit seinen neuen Freunden Conny-Bonny, Benjamin und gerade Celsius kommt Frieden in sein Leben. Wenn man das gegenseitige Putzen auf der Weide so beobachtet, sieht man die Liebe und Geborgenheit, die ihm die Herde gibt und die er so dringend benötigt. Auch in der neu aufgeteilten Sonnenherde fühlt sich Alwin dank seiner Freunde richtig wohl!

Alwin ist dank vieler lieber Paten wie Claudia voll bepatet 🙏

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Eure Linda vom Tierparadies-MUHrielle-Team