Charly

Als unwirtschaftliches "Produkt" der Milchindustrie begann Charlys Reise in die Freiheit, als er gerade einmal 2 Wochen alt war. Mutterseelenallein und verängstigt stieg er in den Anhänger, ohne zu wissen wohin es geht. Was Charly nicht wusste: Es ging nicht etwa in die Mastanlage, wie der Rest seiner Kälberherde, sondern direkt in sein neues Leben, ein Leben ohne Leid und Angst vor Schlachtung. Aber ein wenig zurück: Charly kam am 6. Oktober 2020 als 6. Kalb unserer Carmen in einer Milchviehanlage zur Welt. Eigentlich sollte Charly schon in Freiheit geboren werden und Carmen zu diesem Zeitpunkt schon einen Monat lang ein Glücksherden-Mitglied sein. Durch fehlende Unterstützung mancher Beteiligten waren allerdings alle Bemühungen umsonst und Carmen verblieb, zu meiner großen Enttäuschung, in der Anlage. Dieses Ereignis brachte den großen Wunsch in mir zum Vorschein, wenigstens ihr Kalb aus dem System zu holen. Immer mit dem Gedanken, Carmen nachzuholen und die beiden wieder vereinen zu können. Gesagt, getan (Nicht nur Conny, auch ich bin eine Frau der Taten ). Genau 2 Wochen nach Charlys Geburt ging ich fest entschlossen los, bezahlte die Abkaufsumme, holte mir den Rinderpass (sodass er fest im Besitz des Tierparadies MUHrielle e.V. war), besorgte mir Fahrer, Zugmaschine, Anhänger und holte ihn noch am selben Tag ab. Leider hatten wir keine Milchkuh im Tierparadies MUHrielle e.V., die unseren Charly mit ihrer Milch großziehen konnte. Also beschlossen wir zusammen mit einem Lebenshof, welcher seine Milchviehhaltung aufgegeben hatte, dass Charly ein halbes Jahr bei ihnen stehen kann. Auf dem Lebenshof angekommen, suchte sich der kleine, verlorene Zwerg seine neue Zieh-Mama. Wir hatten nach wie vor Hoffnung, Charly groß zu bekommen, Carmen aus der Anlage zu holen und beide irgendwann wieder zu vereinen. Die Zeit verging und Charly wurde ein halbes Jahr alt. Zeit "Auf Wiedersehen" zu sagen und seinen Kindergarten zu verlassen, um ein Teil der Glücksherde zu werden. Anfang April 2021 erwartete die Glücksherde schon ungeduldig den kleinen Mann. Sie muhten und begrüßten ihn. Alle waren ganz aus dem Häuschen/ Ställchen. Alles schien sich erst einmal zu einem Happy End zu entwickeln. Doch Charly vermisste anfangs seine Zieh-Mama, welche sich sehr um ihn gekümmert hat. Er muhte und "trompetete" den ganzen Tag, sodass er schon den Spitznamen Benjamin erhalten hat. Uns, vom Tierparadies MUHrielle e.V. hatte das wieder mal schlaflose Nächte bereitet. Doch eines Tages wendete sich alles zum Guten. Charly fand trotz Altersunterschied Anschluss. Und der große Tag, auf den ich so lange gewartet hatte, kam dann doch. Am 12. Juni 2022, knapp 14 Monate nachdem er so allein in der Glücksherde ankam, traf er wieder auf seine Mama. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl die beiden, denen ich ein Wiedersehen versprochen hatte, endlich zusammen stehen zu sehen. Charly ist mit seinen 2 Jahren gerade in der Pubertät und probiert sich mit den "neu dazu gekommenen Pubertieren" aus. Er wird immer selbstsicherer und entdeckt die Welt jeden Tag ein bisschen mehr. Auch seine anfängliche Scheu wandelt sich langsam aber sicher in Neugier um. Und Ihr wisst ja: wenn das rote Auto um die Ecke kommt, wird jedes noch so scheue Rind auf einmal angezogen wie vom Magneten. 

Abschließend möchte ich gerne noch sagen, dass ich dem Tierparadies MUHrielle e. V. und den vielen Paten, ohne die das nicht möglich gewesen wäre, von Herzen danke. Wenn Euch Charlys Geschichte auch ein wenig Hoffnung gegeben hat und ihr einem unserer geretteten Tiere ein Leben in Freiheit ermöglichen wollt, könnt ihr gern eine (Teil)Patenschaft abschließen, denn nur durch Patenschaften können unsere Tiere ihr Leben bei uns im Tierparadies genießen.

Eure Linda vom Tierparadies MUHrielle e. V.